Mehr Handlungssicherheit für beide Seiten

Burgenhof: Bewohner und Mitarbeiter erarbeiten gemeinsam Schutzkonzept.

Wie sorgsam und gleichzeitig professionell im Burgenhof gearbeitet wird, zeigt das neue, selbstentwickelte Schutzkonzept, das gemeinsam von Mitarbeitern und Bewohnern erarbeitet wurde. „Wer in der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist, trägt eine sehr hohe Verantwortung. Das Entwickeln eines Schutzkonzeptes ist eine Chance gemeinsam das Zusammenleben und -arbeiten in unserer Einrichtung zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verbessern. Oberstes Ziel ist dabei der Schutz der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen“, sagt Sabrina Heine, Leiterin des Burgenhofs.

Gemeinsam mit Wajiha, Bewohnerin des Burgenhofs, bereitete sie zwei Workshoptage vor – am ersten Tag waren die Jugendlichen unter sich, am zweiten wurden die Mitarbeiter mit einbezogen. „Was ist Schutz und wo steht Schutz über Privatsphäre?“ „Welche Geheimnisse eines Jugendlichen darf sein Betreuer für sich behalten, ohne sie an Kollegen weiterzugeben?“ Zwei von vielen Fragen, die die Bewohner entwickelt und gemeinsam mit den Mitarbeitern diskutiert haben.

„Als Ergebnis haben wir einen Verhaltenskodex in Form einer Ampel erarbeitet“, sagt Wajiha.  Für beide Seiten – Bewohner und Mitarbeiter.

Beispiele aus der Ampel für Jugendliche sind: Anderen Bewohnern Sachen wegnehmen, ungefragt in das Zimmer eines Mitbewohners hineingehen, Gerüchte über Mitbewohner in die Welt setzen stehen bei Rot. Gelb zugeordnet sind Verhaltensweisen wie Petzen, Rauchen ab 16 oder der Austausch von Zärtlichkeiten, unter der Bedingung, dass beide diese möchten. Ausnahmslos auf Grün steht die Ampel bei positiven Dingen wie Zuhören, gemeinsam lachen oder Ausflüge unternehmen. „Die Ampel für uns Bewohner beinhaltet den Umgang untereinander, unsere Rechte, unsere Pflichten, das Respektieren von Grenzen bzw. die Nennung von Grenzüberschreitungen“, so Wajiha.

Rechte und Pflichten sieht der Verhaltenskodex selbstverständlich auch für die Mitarbeiter vor. Die Ampel auf Rot steht beispielsweise für übergriffiges Verhalten und körperliche Annäherungen gegenüber Jugendlichen oder das Einsperren von Bewohnern. Wie schmal der Grat für Mitarbeiter teilweise ist, wird bei Gelb deutlich: Beispielsweise Trösten mit Körperkontakt, speziell zwischen männlichem Mitarbeiter und weiblicher Bewohnerin. Oder das Betreten der Zimmer ohne vorhergehende Erlaubnis. „Hat ein Mitarbeiter aber die berechtigte Sorge, dass ein Bewohner Gewalt gegen sich selbst ausübt, sich beispielsweise mit einer Rasierklinge ritzt, muss er sogar einschreiten, um den Jugendlichen vor sich selbst zu schützen. Der Mitarbeiter muss dann in das Zimmer, in die Privatsphäre des Bewohners“, schildert Sabrina Heine, wie fordernd der Arbeitsalltag sein kann. 

„Dafür sind wir allerdings ausgebildet, dafür bilden wir uns ständig weiter und dafür machen wir genau solche Workshops gemeinsam mit den Jugendlichen“, so die Burgenhof-Leiterin. Denn über allem stehe, den Kindern und Jugendlichen dank der Kompetenz und Erfahrung der Mitarbeiter Verständnis und Unterstützung in der Auseinandersetzung mit ihren individuellen Problemlagen und Bedürfnissen zu geben. „Kurz gesagt: Einen Ort zu bieten, wo sie zur Ruhe kommen können und Sicherheit erfahren“, so Heine.  Ab sofort an beiden Standorten in Witzenhausen und Werleshausen mit gutsichtbarer Handlungssicherheit an den Wänden – in Rot, Gelb und Grün.